Kirchen wurden immer für die Begegnung mit Gott gebaut. Es ist und wird immer ein besonderer Ort sein – anders als andere Gebäude. Vor etwa 15 Jahren sprach mich nach der Messe eine Großmutter an. Großmütter sind sehr nette Frauen, die den jungen Leuten versichern, dass sie alles regeln. Es ging um die Taufe eines Enkels oder einer Enkelin. Gleich am Anfang lehnte ich die Großmutter höflich ab: „Sie sind sehr nett, aber ich muss mit den Eltern des Kindes sprechen.“ Sie war hartnäckig und sagte, sie würde alles regeln. So zwang sie mich zu einem Dialog: „Haben sie eine Hochzeit in der Kirche?“ Stille. „Haben sie wenigstens eine standesamtliche Hochzeit?“ Stille. „Gehen sie wenigstens manchmal in die Kirche?“ Hier gab es schon eine Reaktion. „Und wozu ist die Kirche? Ich kann überall beten, auch im Wald und auf der Wiese.“ Ich lächelte offen und sagte: „Frau, ich habe die Erfahrung gemacht, dass wenn sich jemand nicht in der Kirche betet, er überhaupt nicht betet.“ Die Frau war gut. Auch sie lächelte und antwortete: „Na ja, Sie haben recht.“ Mit einem Lächeln verabschiedeten wir uns.

 

Haben unsere Gebete und vor allem die Teilnahme an der Sonntagsmesse irgendeinen Einfluss auf unser Leben? Ja, auch wenn wir nicht wissen, welchen. Ich erinnere mich an die Geschichte eines Offiziers auf einem großen Kreuzfahrtschiff. Dort gab es eine Kapelle und jeden Morgen hielt ein Priester Messe. Der Offizier war bei jeder Messe. Dann hatte er Dienst und war schrecklich unbarmherzig zu seinen Untergebenen, die das Deck reinigten. Bis einer es nicht mehr aushielt und ihn direkt fragte: „Herr, jeden Morgen sind Sie bei der heiligen Messe und trotzdem sind Sie so schrecklich. Wie erklären Sie das?“ Er antwortete: „In mir ist so viel Zorn, dass ich, wenn ich nicht bei der Begegnung mit dem Allmächtigen wäre, euch alle über Bord werfen würde!“

 

P. Ondřej

 

Veröffentlicht im Pfarrblatt Juni 2025 Farní list červen 2025 (5.41 MB)